Legacy of Silvercoast Island

geschrieben von Cosmo Jasra

Jahrelang beherrschte eine fast vollkommene Stille die kleine und bescheidene Insel Silvercoast Island. Der letzte Mensch der diese Insel betreten hat, tat dies wohl nur weil er sich mit seinem Boot verfahren ist. Doch an einer unbedeutenden Dezembernacht sollte sich dies ändern: Zwei vom starken Schneefall kaum sichtbare Lichtkegel trafen auf dem mit Schnee bedeckten Sandstrand der Insel auf. Die Geräuschkulisse stieg von dem üblichen Meeresrauschen auf einen sehr ungewöhnlich starken Lärmpegel. Das Geräusch war so laut, dass es mit Sicherheit keines der gelegentlich vorbeifahrenden Schiffe war. Die wenigen auf der Insel lebenden Tiere flüchteten sofort in den Wald zurück, da das Geräusch immer lauter wurde. Es kam aus dem Himmel und plötzlich konnte man ein Objekt erkennen: Ein Hubschrauber näherte sich der Insel an.
»Ich kann es dir nicht mit vollkommener Sicherheit sagen, doch die Lage sieht schon ziemlich passend aus.«, sagte einer der zwei Personen im Hubschrauber, während er mit seinem Zeigefinger auf einen Punkt auf seiner großen Landkarte zeigte. Der Pilot, der links von ihm saß nickte nur und setzte zur Landung an.
»Hier, dieser Strand sieht nach einem guten Landeplatz aus. Der Rest der Insel ist sowieso schon zugewachsen«, sprach dieselbe Person, während er auf einen Strandabschnitt zeigte.
Der Pilot hatte ziemliche Probleme mit der Landung, da er nicht mit einem so starken Schneefall rechnete. Um nicht gegen eines der kaum sichtbaren Hindernisse der Insel zu prallen, senkte er den Hubschrauber so langsam ab, dass die Landung fast fünf Minuten dauerte. Als der Boden nur noch wenige Meter vom Hubschrauber entfernt war, wurde die frische Schneeschicht von den Rotoren in alle Richtungen fortgeblasen. Der Hubschrauber landete und sank dabei fast einen Meter in die untere, festgewordene Schneeschicht ein.
Die beiden Personen atmeten tief durch und saßen eine halbe Minute ohne ein Wort auszutauschen da.
Plötzlich begann der Pilot zu kichern: »Hier? Wie zum Teufel haben es unsere Urgroßeltern bloß geschafft, auf diesem kleinen Fleckchen Land zu wohnen?«
Die andere Person studierte wieder die Landkarte in seiner Hand: »Gute zwei Quadratkilometer Landmasse. Wundert es dich dann noch, dass sie so viele Geschichten geschrieben haben? Ich meine, was soll man sonst hier tun?«
»Stell dir vor wie stolz Großmutter gewesen wäre, wenn sie die Möglichkeit hätte diese Insel noch einmal zu besuchen, Joel.«, sprach der Pilot und blickte nachdenklich aus dem Fenster hinaus, obwohl er durch den Schneefall kaum etwas erkennen konnte.
Joel packte inzwischen eine Isolierkanne aus seinem Rucksack, und goss einen naturbelassenen Kakao aus Freeja in zwei schwarz-blaue Tassen ein. »Auf Großmutter und alle Jasras, die ihr Leben hier verbrachten«, sprach Joel und reichte die zweite Tasse an sein Gegenüber. Dieser nickte und nahm einen kräftigen Schluck.
Um Treibstoff zu sparen, schalteten sie den Motor des Hubschraubers ab. Sie versuchten die Kälte, die durch das Abschalten der Heizung immer weiter zunahm, zu kompensieren.
Joel warf einen Blick auf die Uhr. Es war sehr früh am Morgen und wetterbedingt fast unmöglich, die Insel nun zu erkunden.
»Am Besten wir nehmen jetzt erst Mal unsere Schlafsäcke und holen uns etwas Schlaf. Sobald die Sonne aufbricht und der Schneefall hoffentlich vorbei ist, können wir losbrechen. Was meinst du, Brian?«
»Eine Runde Schlaf ist jetzt wirklich eine gute Idee. Nach einem achtstündigen Flug bin ich sowieso nicht mehr wirklich für etwas zu gebrauchen.«, antwortete Brian und goss den letzten Schluck Kakao in seine Kehle.
Beide standen auf und öffneten die Tür zum Hinterteil des Hubschraubers.
»Hoffen wir mal, dass nicht irgendwelche neugierigen Bären hierherkommen, uns aus dem Ding hier rausziehen und als Frühstück verspeisen.«, sagte Brian mit einem leicht ironischen Unterton. Beide waren im Moment damit beschäftigt, ihre Schlafsäcke auszurollen.
»Denkst du wirklich, dass hier noch irgendein Tier herumtummelt? Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass man hier überhaupt überleben kann.«, antwortete Joel.
»Wenn dem so ist, dann will ich es besser gar nicht herausfinden. Die haben bestimmt mächtig Hunger«, sprach Brian während er sich in seinen Schlafsack hineinquetschte.
Auch Joel lag bereits im Schlafsack und beide starrten mit offenen Augen die Decke des Hubschraubers an.
Plötzlich unterbrach Joel die minutenlange Schweigepause: »Weißt du, ich bilde mir ein vorhin bereits ein Haus gesehen zu haben, als wir landeten.«
Brian sah ihn an und sagte: »Das ist durchaus möglich. Laut den Jasra Geschichten liegt das Haus von Jonathan Anthony Jasra direkt am Meer, und…«
»Auch der Jasra Café!«, sprach Joel voller Enthusiasmus.
»Richtig.«, ergänzte Brian. »Das würde heißen, dass unser Weg hierher nicht umsonst war und scheinbar eines oder beide Häuser wirklich noch stehen.«
»Ich kann es kaum erwarten, die Insel zu erkunden. Aber lass uns nun wirklich schlafen. Ich denke, dass die Sonne schon bald aufgehen wird. Es wird schon langsam heller hier.«, sprach Joel und schloss die Augen.
»Gute Nacht.«, erwiderte Brian und drehte sich nach rechts.
Obwohl kein Wort mehr gesprochen wurde, schliefen beide nicht. Sie waren beide unglaublich neugierig und aufgeregt, weil sie nicht wussten was sie erwartet. Und wie sich am nächsten Tag herausstellte, war dieses Gefühl absolut berechtigt.