Cryptic Message

geschrieben von Steffen Jasra

Ich wachte auf. Es war kalt im Haus, denn das Feuer im Kamin vom letzten Abend war bereit ausgebrannt. Die letzten Tage war es auf Silvercoast Island immer kälter geworden. Aber schlimm fand ich es nicht, denn der Winter war schließlich meine Lieblingsjahreszeit. Ich stand auf und ging zum Fenster. Es hatte geschneit. Über Nacht hat sich die komplette Insel in eine weiße Eislandschaft verwandelt. So, als hätte jemand die gesamte Küste mit einem Puderzuckerstreuer bestreut. »Muss ja furchtbar anstrengend sein, wenn das wirklich jemand gemacht hätte.«, ging es mir durch den Kopf. Ich blieb eine Weile am Fenster stehen und schaute in die Ferne. Es war doch eine gute Entscheidung nach Silvercoast Island zu ziehen, dachte ich. Denn fernab der Großstadthektik von Andora City, hatte ich endlich Ruhe und Gelassenheit gefunden…
Ich hätte noch stundenlang am Fenster stehen können doch plötzlich klopfte es an der Tür. Es war noch früh und die Sonne ging gerade erst auf. Wer könnte denn in aller Herrgotts Frühe etwas von mir wollen. Ich ging also zur Tür und öffnete sie. Doch es stand niemand auf der Eingangsmatte. Hatte ich mir das klopfen etwa nur eingebildet? Ich drehte mich nochmal um und fand einen kleinen Zettel an der Tür hängen. »War wohl doch keine Einbildung«, dachte ich mir. Ich nahm den Zettel und ging wieder ins Haus, denn es war eiskalt draußen. Ich setzte mich nochmal kurz aufs Bett und las den mysteriösen Zettel, den ich immer noch in der Hand hielt. »Bereite dich auf einen langen Marsch vor und gehe zur Höhle hinter dem Wasserfall, dort erwartet dich jemand.« Die Nachricht schien mir immer mysteriöser zu werden. Klang schon fast wie ein kleines Abenteuer. Eigentlich genau richtig, wäre es nicht so eiskalt draußen. Ich hätte mir auch einen schönen Tag im warmen am Kamin machen können, aber die Neugier, was es mit dieser Nachricht auf sich hatte, lies mich nicht mehr los. Ich zog mich schnell um, schnappte mir meine graue Zipfelmütze und den grau-weiß gestreiften Schal und begab mich vor die Tür.
Wahnsinn, dachte ich mir. Der Schnee war einige Zentimeter hoch. Die Nachricht hatte wohl nicht so Unrecht, dass es ein langer Marsch werden würde. Ich ging die Treppe vom Haus hinunter und setzte den ersten Schritt in den Schnee. Das Knarschen, das dabei ertönt, wenn man durch den Schnee läuft ist fast unbeschreiblich und erinnerte mich daran, dass auch Weihnachten mit immer größeren Schritten auf mich zukam. Ich stapfte eifrig weiter durch den Schnee, immer weiter Richtung Wasserfall.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich endlich am Ziel. Der Wasserfall führte direkt von der Bergspitze runter ins Tal. Da er nicht gefroren war, war es nicht einfach in die Höhle dahinter zu kommen. Es war dunkel, sehr dunkel in der Höhle. Man hörte jedem Schritt, jedes Ein- und Ausatmen, selbst jedes Steinchen was von der Wand fiel. Ich hatte zum Glück immer ein Feuerzeug dabei. Ich versuchte es anzumachen, aber es ging nicht. Ich versuchte es nochmal. Erst beim dritten Mal erhellte die Flamme das Gewölbe. »Glück gehabt.«, dachte ich, »Wer weiß ob ich so wieder rausgekommen wäre«. Ich ging immer weiter hinein. Die Schritte klangen so als würde ein Monster langsam auf einen zu laufen. Ich fragte mich, wer so tief im Inneren einer kalten und dunklen Höhle, ohne Licht, auf mich warten würde….
Ich kam dem Ende der Höhle immer näher. Der Weg dorthin war spannend. Ich konnte nicht abwarten, wer dort warten würde. Als ich angekommen war, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Ich hatte mir allem gerechnet aber nicht hiermit…